«Hockey-Gott» Kevin Schläpfer: Einer, der sagt, was Sache ist!

Einmal mehr war das Auditorium der 4B AG am vergangenen Montag (28. August 2023) Magnet für zahlreiche Mitglieder und Gäste des Sponsorenclubs Powerplay. Grund dafür war der alljährliche Herbstanlass, diesmal mit Hockeylegende Kevin Schläpfer als Stargast.

Nach kurzer Begrüssung durch den Präsidenten Klaus Leu, führte der clubinterne Moderator und Kantonsrat Adrian Nussbaumer durch die Talkrunde.
Kevin Schläpfer, ehemaliger Schweizer Meister mit dem HC Lugano, begann seine Hockey-Karriere in Zunzgen-Sissach und anschliessend beim EHC Basel in der NLB. Nach Stationen als Spieler in diversen NLA und NLB Clubs, startete er 2006 beim EHC Biel als Sportchef durch. In dieser Funktion sprang er zweimal als Interimstrainer ein, bis er 2010/2011 zum Cheftrainer ernannt wurde. Es waren sehr erfolgreiche Jahre als Headcoach. Er galt in Biel als «Kult-Coach», «Identifikationsfigur» und «Hockey-Gott», bis er 2016, aufgrund von neun Niederlagen aus zehn Partien, entlassen wurde. Es folgten Engagements beim EHC Kloten und SC Langenthal. Seit dem 1. Mai 2023 ist Kevin Schläpfer Sportchef beim EHC Basel.

Leicht erkältet war die Hockeylegende an diesem Abend. Kein Wunder, nach solch einem regnerischen Sonntag am Unspunnenfest in Interlaken. Schwingen und Eishockey? Ja! Mit seiner Mannschaft habe er sich im Sommertraining auch schon mal ans Schwingen gewagt. Die Hockeyaner hätten jedoch gegenüber den Schwingern im Schwingkeller ziemlich «alt» ausgesehen. Im Gegenzug seien die Schwinger dann später auf dem Eis auch ohne gegnerische Einwirkung mit einer glatten 10 auf dem Rücken gelandet. Kevin Schläpfer gab vieles Preis. Auch, wie er als junger Spieler nach Lugano kam und dort Schweizermeister wurde. Seine besten Zeiten habe er jedoch in Biel gehabt. Dort hätten ihn die erfahrenen Spieler und Stars wie NHL-Legenden Patrick Kane und Tyler Seguin unter ihre Fittiche genommen und ihn fürs Leben geprägt. Seine grosse Verbundenheit mit Biel käme nicht von ungefähr, denn der gesamte Verein hätte ihn und seine Familie damals unterstützt. Dies sei für ihn wertvoller gewesen als ein hohes Einkommen. Immer wieder hätten sie Lösungen für seine Kinder gefunden, damit diese während der Spiele in der Nähe ihres Vaters sein konnten. Ja, in Biel habe er sich zuhause gefühlt und deswegen war er im Herbst 2015 dem EHC Biel auch nicht böse, als sie ihn damals als Nationaltrainer nicht ziehen liessen, denn er war es, der keine Ausstiegsklausel bei der Vertragsunterzeichnung wollte.

Kevin Schläpfer sprach leidenschaftlich an diesem Abend, seine Hände unterstrichen seine Emotionen. Er hielt es nie allzu lange auf dem Hocker aus, stand immer wieder auf und gestikulierte, um seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen. Als er 2010 und 2011 mit dem EHC Biel in die Abstiegsrunde musste, weil er als Sportchef keinen Trainer fand, stand er selber an der Bande. Seine Mannschaft schaffte jeweils den Ligaerhalt und Kevin Schläpfer war plötzlich Cheftrainer. Heute weiss er, weshalb ihm damals sämtliche Trainer einen Korb gaben: «Als Trainer darfst du entlassen werden, aber ein Abstieg liegt definitiv nicht drin!»

Der Abend war kurzweilig und spannend. Engagiert beantwortete Kevin Schläpfer die zahlreichen Fragen aus dem Publikum und äusserte sich zur jüngsten Entwicklung im Schweizer Eishockey. Wichtig sei ihm eine gute Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ligen und Clubs. Und wie sieht er das Coaching an der Basis? «Ehrlich, erklärend, Freude gebend.» Die «Jungen» sollten ihre Hockey-Ausbildung als Lebensschule sehen. Es müsse ihnen bewusst sein, dass es mit durchschnittlichem Training und Einsatz keinem gelingen würde, in Zukunft als Hockeyprofi zu spielen.
Und zu guter Letzt sein persönliches Fazit? Er glaube nicht, dass er nochmals als Trainer an der Bande stehen werde. Denn als Sportchef werde man im Hockey-Business älter. Die Lacher hatte er auf seiner Seite.
Der anschliessende Apéro lud zu regen Diskussionen und Fachsimpelei ein. Wer wohl nächstes Jahr die Ehre geben wird? Lassen wir uns überraschen.